Ein besonderes Haus in Berlin

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Dieser Beitrag wurde auch bei Focus-Online veröffentlicht.

Es ist ein Muss. Seit ich vor Jahren zum ersten Mal im Berliner Brücke-Museum war, zieht mich das inmitten von Kiefern und Birken ein wenig versteckt in einer Dahlemer Wohnsiedlung gelegene Haus magisch an. Durch seine betont rechtwinklige Architektur mit den vielen Ein- und Durchblicken auf die umgebende Natur ist das Haus selbst schon etwas Besonderes. Für die expressionistische Brücke-Kunst bildet es den perfekten Rahmen.

Das Museum hat seit seinem Bestehen nicht nur die größte Sammlung an Brücke-Kunst zusammengetragen, wie die Museums-Webseite anschaulich beschreibt, das Haus besitzt – mit der Karl und Emy Schmidt-Rottluff-Stiftung – auch mehr als 2000 Werke von Schmidt-Rottluff. Dieser hat 1905 in Dresden gemeinsam mit drei anderen Architekturstudenten die Künstlervereinigung Brücke gegründet. Neben Karl Schmidt-Rottluff waren das Ernst Ludwig Kircher, Erich Heckel und Fritz Bleyl. Fernab der akademischen Pfade wollten sie gemeinsam neue künstlerische Wege gehen und prägten so den Expressionismus entscheidend mit. Ihnen schlossen sich weitere Künstler wie Emil Nolde, Max Pechstein und Otto Mueller an.

Von Dresden nach Berlin

Drei Sommer lang, von 1909 bis 1911, malten Ernst Ludwig Kirchner und Erich Heckel an den Moritzburger Teichen vor den Toren Dresdens, schufen Landschaften und Akte in leuchtenden Farbkontrasten und reduzierten Formen, verzichteten auf traditionelle Proportionen und Perspektiven. Ich kenne die Landschaft, in der sie malten. Die besondere Atmosphäre, die Kirchner und Co. vor mehr als hundert Jahren dort empfunden haben müssen, erspürt man noch heute. Als würde diese Landschaft mit dem eigenen Innenleben in einen Dialog treten. 1911 endeten jedoch die sommerlichen Ausflüge nach Moritzburg und etwas Neues begann, als die Künstler nach Berlin zogen. In der Metropole, im Flair der Weltstadt, erhofften und fanden sie ein aufgeschlossenes Publikum und Anschluss an die internationale Avantgarde.

Viele Selbstporträts  

An seinem 80. Geburtstag soll Karl Schmidt-Rottluff den Vorschlag für den Bau des Brücke-Museums in Berlin gemacht haben. Das war im Jahr 1964. 1967 wurde das Museum in Dahlem eröffnet. Die aktuelle Ausstellung Karl Schmidt-Rottluff. Bild und Selbstbild zeigt einen Teil der 70 Selbstporträts des Künstlers. Gemälde, Zeichnungen und Druckgrafik. Die präsentierten Werke sind während eines Zeitraums von mehr als sechs Jahrzehnten entstanden und führen dem Besucher anhand desselben Motivs die künstlerischen Entwicklungen des Malers vor Augen. Dies ist möglich, weil Schmidt-Rottluff während seines langen Lebens ungewöhnlich viele Selbstporträts geschaffen hat. Umso auffallender ist, dass der Künstler während des Nationalsozialismus nur ein einziges Porträt von sich gemalt hat. Stattdessen schuf Schmidt-Rottluff während dieser Jahre, in denen er verfemt mit Berufsverbot belegt war und sein Werk als sogenannte „Entartete Kunst“ galt, verstärkt Bilder, die enge und beklemmende Innenräume darstellen.

Mit dabei wichtige Wegbegleiter

Die aktuelle Ausstellung des Bücke-Museums zeigt neben den Selbstporträts des Künstlers auch Bildnisse von Menschen, die in Schmidt-Rottluffs Leben eine wichtige Rolle gespielt haben. Wie seine Frau Emy. Ihr Porträt hat der Künstler immer wieder in verschiedener Ausdrucksform und Technik festghalten. Auch dies dokumentiert die Ausstellung sehr eindrucksvoll anhand zahlreicher Porträts von Emy, die während vieler Jahrzehnte entstanden sind. Besonders im Gedächtnis geblieben sind mir außerdem zwei Porträts der Kunsthistorikerin Rosa Schapire, die als passives Mitglied der Künstlervereinigung Brücke bis zu deren Auflösung 1913 angehört hatte. Ebenfalls mit Selbstbildnissen vertreten sind Karl Schmidt-Rottluffs Weggefährten Erich Heckel, Otto Mueller, Emil Nolde oder Ernst Ludwig Kirchner.

Die Ausstellung läuft bis zum 26. Juni 2016

Wieder einmal bin ich die Runde im weißen Atriumbau entgegengesetzt zur Ausstellungs-Chronologie gegangen und habe mir die jüngsten Bilder zuerst angesehen. Eine etwas andere, für mich sehr spannende Perspektive, die die künstlerische Entwicklung auf den Kopf zu stellen scheint. In diesem Fall sind die jüngsten Bilder Werke von Karl Schmidt-Rottluff aus den Siebzigern des letzten Jahrhunderts. Die ältesten sind vor 1910 entstanden. Besonders erwähnen möchte ich auch das Bild Blockadestillleben von 1948, eins der wenigen Werke dieser Ausstellung, das keine Menschen zeigt. Die Anordnung der dargestellten Alltagsgegenstände und die Farben erzeugen eine beklemmende Atmosphäre beim Betrachter. So war zumindest mein Empfinden. Die Ausstellung läuft noch bis zum 26. Juni 2016. Sehens- und erlebenswert.

Tipp zur Anreise

Mit dem Bus kommt man bis kurz vor das Museum (Anfahrt-Infos auf der Museumsseite, s.u.). Wer jedoch Lust auf einen Spaziergang durch das Dahlemer Villenviertel hat und einen Überblick über die Architekturstile aus dem (überwiegend) letzten Jahrhundert bekommen möchte, kann in der U-Bahn-Linie 3 zur Podbielski-Allee fahren und dort den Schildern zum Brücke-Museum folgen. Der Fußweg ist gut zwei Kilometer lang.

Brücke Museum Berlin
Bussardsteig 9
14195 Berlin
www.bruecke-museum.de

Weiter Blick über Berlin

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Ein schöner Ort. Nicht nur hier oben, über den Dächern von Berlin, sondern auch mittendrin im quirligen und spannenden Alltag dieser ruhelosen Stadt. Jung, mutig, frech, den Blick in die Welt gerichtet, widersprüchlich, streitbar, eine Stadt der Kunst und Kultur ohne Krusten, im Bewusstsein der ganzen Wucht der Geschichte und der Verantwortung für die Zukunft. Das alles ist Berlin für mich. Und noch so viel mehr. Der Ort, an dem ich gerade stehe, weiß um die wechselvolle Geschichte. Er hat sie selbst erlebt und gerade darum spürt man hier, auf dem Dach des Reichstagsgebäudes, die Gegenwart umso intensiver. Ich genieße jedenfalls den Augenblick beim weiten Blick über Berlin.

Von der Vergangenheit überrascht

Zeitreisen sind beliebt, vor allem in Romanen. Und sie werden es vermutlich bleiben, denn in manchen von uns steckt die Sehnsucht, die Vergangenheit zu erkunden. Im letzten Sommer habe ich eine besondere Reise in die Vergangenheit gemacht. Zu meinem Großvater ins Baltikum. Genauer, zu seinem Grab nach Tallinn.

Vom Leben meines Großvaters ist leider nur wenig bekannt. Er ist 1943 an seinem dreißigsten Geburtstag im finnischen Kotka gestorben, nach einem Bombardement des Minensuchboots, auf dem er Maschinenmaat war. Weil meine Großmutter seinen frühen Tod nie verwunden hat, haben ihre Kinder Fragen nach ihrem Vater vermieden. Also habe ich mich auf seine Spuren begeben und diese in einem kleinen Reisetagebuch festgehalten, ergänzt um die letzten Briefe meines Großvaters an meine Großmutter.

Das war’s, dachte ich. Doch nachdem nun ein Historiker – ein beruflich Zeitreisender – das Tagebuch gelesen hat, sandte er mir Berichte und andere Quellen, die meine spärlichen Informationen bereichern. Bei dem Material befinden sich auch Fotos des Schiffes, auf dem mein Großvater war. Ein Foto zeigt die gesamte Besatzung vor dem Angriff. Und plötzlich war die Vergangenheit wieder ganz nahe gerückt.

Briefe_grossvater - KopieDer unerwartete Fund weckte in mir den Wunsch, die Reise zu meinem Großvater möglichst bald fortzusetzen. Diesmal an den Ort, an dem er geboren und aufgewachsen ist, südwestlich von Breslau in Polen gelegen. Darum habe ich beschlossen, mein Reisetagebuch um die neuen Informationen und meine weitere Reise zu erweitern, unter neuem Titel. Vielleicht wird diesmal sogar eine richtige Geschichte daraus. Eins habe ich für mich schon jetzt aus der Suche gelernt: Die Gegenwart gewinnt im Kennen und Verstehen der eigenen Vergangenheit.

Auf Stippvisite

… ist nun doch der Winter zu uns gekommen. Die drei Barock-Damen tragen’s unterschiedlich: die Erste bleibt erhaben, als wär‘ sie nicht von dieser Welt, die Zweite wirkt ein wenig weinerlich und die Dritte scheint gar eingeschnappt wegen der neuen Last. Einzig der rockig-rote Putto hat seinen Spaß an der weißen Pracht. So kennt man’s auch vom richtigen Leben …

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Alle Figuren – außer dem roten Putto – habe ich bei Anna Jagmann entdeckt und in meinem Garten angesiedelt.

Gelee ohne Schwips

Jedes Jahr am Aschermittwoch beginnt auch meine persönliche Fastenzeit. Sieben Wochen lang bin ich dann Vegetarierin. Als ich vor vier Jahren damit begonnen habe, ist mir diese Form des Verzichts noch unglaublich schwer gefallen. Dabei war ich bis dahin fest davon überzeugt gewesen, Fleisch gar nicht besonders zu mögen und auch nicht viel davon zu essen. So kann man irren. Doch es wird von Jahr zu Jahr leichter, Vegetarierin auf Zeit zu sein, und irgendwann möchte ich nach der Fastenzeit gar nicht mehr damit aufhören. Mal schauen, wann mir das tatsächlich gelingt.

20160211_133728Neben Fleisch, Fisch und weiteren Produkten, die in irgendeiner Form Tierisches enthalten, verzichte ich während dieser sieben Wochen auch auf Alkohol. Als mein Blick gestern Abend auf die angebrochene Rotweinflasche vom Wochenende fiel, musste also eine alternative Verwendung für das restliche Getränk her. Denn nach sieben Wochen schmeckt offener Wein garantiert nicht mehr. Kurz darauf fiel mir das Päckchen Gelierzucker ein, das vom Kochen des Quittengelees im letzten Herbst übrig geblieben ist. Wein und Gelierzucker bildeten zwei Reste, die sich im Kochtopf wunderbar zusammenfügten und mir schon nach wenigen Minuten Zubereitungszeit zwei große Gläser Weingelee bescherten. Und da dieser nun – hoffentlich – alkoholfrei ist, werde ich ihn auch während der Fastenzeit genießen. Denn auf Süßigkeiten verzichte ich zum Glück nicht.

Wer’s nachmachen will: Man braucht wirklich nur Rotwein und Zucker. Auf 750 Milliliter Wein kommen 500 Gramm Gelierzucker. Beide Zutaten müssen mindestens drei Minuten lang kochen. Ich habe es unter ständigem Rühren doppelt so lange köcheln lassen, damit sich der Alkohol auch wirklich verflüchtigt. Anschließend füllt man die heiße Flüssigkeit in Marmeladengläser, verschließt sie sofort und stellt die Gläser einige Minuten auf den Kopf. Funktioniert bestimmt auch prima mit Weißwein.

Ins Land der Franken fahren

20160206_151845an einem Vorfrühlingstag, durch Frauendorf, Dörnwasserlos oder Bad Staffelstein …

Orte meiner Kindheit, fest verwurzelt in der Vergangenheit und ganz im Hier und Jetzt.

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Kurzer Stopp am Fuße des Staffelbergs, einst Sitz einer der größten Keltensiedlungen. Ein spannender Ort.

 

 

 

 

 

Auf unserem Weg begegneten uns

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grüblerische Heilige,

20160206_151057Hüter an Eckposten

 

und durch Auen tanzende Engel.

 

 

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Und dann ragten sie plötzlich auf, die Türme von Kloster Banz …

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… und Vierzehnheiligen, doch letztere gänzlich verhüllt.

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Später dann die langsam untergehende Sonne – ein letzter Blick auf Kloster Banz. Kilometer weiter die Lichter von Scheßlitz aus der Ferne im Dämmerlicht. Kann ein Tag stimmungsvoller schließen?

Darüber lässt sich streiten. Vorzugsweise in einer alten Bamberger Mühle mit mittelalterlichem Gebälk quer durch die Gaststube, wo die Bamberger nach Konzert, Theater und stressiger Arbeit bei einem Schoppen ‚Ewig Leben‘ mit den Tischnachbarn über Gott und die Welt diskutieren. Viele Positionen, wohin das Ohr hört und das Auge blickt …

bei Rhöngeist und Bacchus, Zechern und Heiligen.

 

 

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Der Heimweg führt schließlich über alte Brücken mit Blick auf das erleuchtete Bamberg. Romantik pur …

… bis man ein paar Ecken weiter auf ein ganz

 

 

anderes erleuchtetes Zeugnis der Bamberger Vergangenheit stößt: 

20160206_192848dem späten und abseits liegenden, dafür umso ausdrucksstärkeren Brandmal – geschaffen von Miriam Giessler und Hubert Sandmann – zum Gedenken der 1000 Opfer, ermordet im Namen der Inquisition, …

 

 

 

 

 

 

 

 

 

… und zugleich Verpflichtung für unsere Tage …20160206_192832

 

Eine Schöne im Winterschlaf

.20160203_142044… das ist Bamberg in diesen Tagen, UNESCO-Weltkulturerbe, Erzbistum und Mittelalter pur. Es ist zu jeder Jahreszeit eine Freude, Gast in dieser Stadt zu sein. Zum Abschluss meines allmorgendlichen Laufs entlang der Regnitz durch den Hain wartet dieser Blick, der die Schönheiten der Stadt noch verbirgt, doch bereits erahnen lässt …

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… schnell noch über die Brücke, die den Kanal überspannt …

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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… kurz den frierenden E.T.A.Hoffmann in geliehenem Mantel und Schal begrüßt …

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… rasch einen Blick auf Klein-Venedig geworden …

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

20160203_151633… und weiter geht’s zum schlafenden Rosengarten, wo die Barockdamen und -herren verborgen in ihren Holzhäuschen davon träumen, dass die ersten Rosen ihre Blüten entfalten und sie beschwingt durch deren Duft und beäugt von der über ihnen thronenden Michelskirche erneut einen Tanz wagen dürfen …

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… über rote Dächer hinweg …

 

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… und dennoch gehalten von wieder ergrünten Armen.

 

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Für heute geht es zurück durch die alten Gassen im Schatten der vier Türme des mächtigen Kaiserdoms mit Bamberger Reiter und Grabmalen von Kunigunde und Heinrich – in Vorfreude auf einen neuen Tag in dieser jungen, alten Stadt. 20160203_151218

Zeugnis einer großen Liebe …

Briefe_grossvater… sind Die Briefe meines Großvaters Johannes an seine Frau Margareta von Oktober 1943. Wir haben sie in Margaretas Nachlass gefunden, als sie mit 93 Jahren starb. Die Nachfahren von Johannes B. wissen nur wenig über ihn, dennoch war der junge Mann mit dem ausdrucksstarken Blick in der Familie immer präsent. Durch seine letzten drei Briefe, die Margareta durch Krieg und Flucht retten konnte, spricht er nun zum ersten Mal selbst. Und langsam fügt sich das Bild eines humorvollen, besonnenen und höchst lebendigen Menschen. Jenseits des ganz Privaten sind diese Briefe aber auch Zeugnis eines Lebens in dunkler Vergangenheit und damit eine Mahnung an die Folgen der menschenverachtenden Gewaltherrschaft und Kriegsverbrechen des Nationalsozialismus.

Mich haben die Briefe von Johannes B. im letzten Jahr bewogen, auf Spurensuche zu gehen und als Erste aus der Familie sein Grab zu besuchen. Die Reise führte mich durch das Baltikum bis hinauf nach Tallinn, wie auch schon weiter unten in einem anderen Beitrag beschrieben. Während dieser Reise begriff ich allmählich, welche Botschaft mein Großvater uns mit auf den Weg gegeben hat. Und endlich konnte ich eine lange hinausgezögerte Entscheidung treffen, die mein Leben verändern wird.

Daraus entstanden ist nun ein kleines Reisetagebuch mit Rückblenden auf das Leben meiner Großeltern sowie Auszügen aus erhaltenen Briefen.

Ein glückliches …

 

20151231_140245… Jahr 2016! Gesundheit und Glück wünsche ich euch! Lasst eure Träume in den Himmel steigen.

Liebe Grüße, eure Nora

Unvollständig …

… ist mein Adventskalender in diesem Jahr geblieben.

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Den wunderschönen selbstgebastelten Stern habe ich heute auf meinem Schreibtisch gefunden. Und mit diesem Bild wünsche ich euch und euren Lieben besinnliche Feiertage, eine fröhliche Zeit miteinander und alles Liebe, Gesundheit und Glück für 2016!

Eure Nora