Strandläuferzeit …

Strandlaeufer2… ist der Titel des zweiten Teils meiner Windsbräute-Reihe, der wieder einmal mit großen Gefühlen, falschen Lebensentscheidungen und jeder Menge Aufregung aufwartet:

Sylt. Es ist ein perfekter Sommerabend. Eine junge Frau starrt ausdruckslos auf die Nordsee. Sie bemerkt nicht einmal, dass die heranrollende Flut ihr Brautkleid bereits bis zu den Knöcheln durchnässt hat.

Inken Jasters Leben könnte eigentlich nicht besser sein. Ihr mobiler Pflegedienst läuft gut und die Arbeit mit den Patienten erfüllt sie. Auch in der Liebe hat sie Glück, in einem Monat wird die allein erziehende Mutter Hauke Findeisen, Sylter Chefarzt mit eigener Klinik, heiraten. Wären da nur nicht die Geister der Vergangenheit, die alles daran setzen, dieses Glück gründlich zu erschüttern.

Auch bei den Windsbräuten in Berlin kündigen sich Turbulenzen an: Die Nachfrage nach Neles Mode ist dank Mathildes Werbeaktionen so groß, dass die junge Designerin kaum noch mit der Arbeit hinterher kommt und regelmäßig Nachtschichten einlegen muss. Für noch mehr Stress und Verwirrung sorgt eine Einladung Ihres Vaters nach Sylt, in der er überraschend seine Hochzeit ankündigt. Doch dafür muss er zunächst seine erste Frau für tot erklären lassen. Nele und ihr Bruder Sven beschließen, sich ihrer Vergangenheit zu stellen und reisen gemeinsam mit ihren Freunden Emanuel, Mathilde und Daria an die Nordsee. Mit einer feierlichen Zeremonie wollen sie sich am Strand von Hörnum endgültig von ihrer Mutter verabschieden. Sie ahnen nicht, was sie damit auslösen …

Und über uns schwebt Wilhelmine

„Was bedeutet dieser Titel?“, wurde ich von einigen Freunden gefragt, nachdem ich meinen jüngsten Roman veröffentlicht hatte.

Im Herbst befand ich mich gerade in der Nähe von Dresden, als über mir ein Heißluftballon mit einem wunderschönen Frauenporträt schwebte und mir schoss der Gedanke durch den Kopf: ‚Über mir schwebt Wilhelmine.‘ Denn nur wenige Wochen vor diesem Erlebnis war ich von einer Bekannten, die aus dieser Region kommt, auf die erste Ballonfahrerin Deutschlands, Wilhelmine Reichard (1788 – 1848), aufmerksam gemacht worden. Seitdem hatte ich mit dem Gedanken gespielt, diese wagemutige und spannende Frau in einen meiner Romane aufzunehmen. Doch es wäre wahrscheinlich bei der Idee geblieben, wäre nicht an diesem Tag ein Ballon mit Wilhelmines Porträt genau über mir vorbeigeflogen. Als wollte sie mich anstupsen, endlich loszuschreiben. Und so ist schließlich diese kleine Geschichte entstanden. Wilhelmine kommt darin zwar nur am Rande, als Thema eines Bilderzyklus‘ vor. Doch die Leserin und der Leser erfahren dennoch in kurzen Rückblenden ihre Lebensgeschichte und erleben mit, wie Wilhelmine an einem stürmischen Septembertag im Jahre 1811 aus fast 8000 Metern Höhe in der Nähe von Dresden mit ihrem Ballon abstürzte.

Im Vordergrund der Erzählung steht jedoch eine Liebesgeschichte aus unseren Tagen, nämlich die der Mina Krull, einer bekannten Dresdner Galeristin mit einem sicheren Gespür für ein lukratives Geschäft. Beruflicher Erfolg bedeutet ihr alles. Nur ihre Freundin Felizia ahnt, dass Mina ein Geheimnis bewahrt, das aus der begeisterungsfähigen Studentin eine kühl kalkulierende Karrierefrau gemacht hat, die ihre Ideale von einst verrät. Bis Mina eines Tages auf dem Dresdener Striezelmarkt dem obdachlosen Wojtek begegnet und ihr bisheriges, scheinbar so geordnetes Leben ins Wanken gerät.

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An einem Ort voller Mythen und Sagen

… spielt der Auftakt meiner neuen Windsbraut-Serie mit dem Titel Walpurgistage. Nämlich in Zittau in der Oberlausitz. Diese hat ihre eigenen Sagen zur Walpurgisnacht, denen ich an vielen Orten der Region nachgespürt habe. Eine Hexe ist mir dabei allerdings nicht begegnet. Zauber hingegen schon. Nämlich der einer wunderschönen Landschaft und kleiner Orte. Mit anderen Worten, die Recherche zu diesem Buch hat mir wieder einmal viel Freude bereitet. Und da darf natürlich auch meine Lieblingsstadt Berlin nicht fehlen. Sie wird ein Handlungsort bei den folgenden Windsbrautgeschichten bleiben.

In der ersten Geschichte geht es um eine große Liebe, um einen bitteren Verrat und um Freundschaft, wie auch der Klappentext verrät:
In Neles Leben läuft gerade nichts wie es soll. Ihr kleiner Modeladen in Berlin steht kurz vor der Pleite. Und ihr Freund ist nun ihr Ex-Freund, nachdem Nele ihn mit einer anderen Frau erwischt hat. Als sie an diesem Morgen in die Oberlausitz fährt, sehnt sie sich nach ein paar Tagen Ruhe mit ihrem Bruder und dessen Frau. Doch es kommt anders.

Auf der Hinfahrt lernt sie Daria kennen. Die lebhafte junge Frau ist Nele auf Anhieb sympathisch. Ebenso deren geschäftstüchtige und umtriebige Großmutter Mathilde, mit der Daria in Zittau eine Apotheke führt. Daria steht kurz vor der Hochzeit mit Simon, doch über ihrem Glück ziehen Gewitterwolken auf. Dann taucht noch unerwartet der attraktive Journalist Emanuel auf, den Nele schon aus Berlin kennt, und sorgt für neue Unruhe. Vor allem bei Nele, die den Mann vor einem furchtbaren Unfall bewahrt. Und da ist noch diese mysteriöse alte Frau, die wie aus der Zeit gefallen zu sein scheint. In der Walpurgisnacht, in der nach altem Volksglauben die Dämonen mit einem großen Feuer vertrieben werden, kommt es zur Katastrophe. Und plötzlich ist nichts mehr, wie es war.

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Das Mythische, Geheimnisvolle sorgt in der Geschichte für manchen Gänsehaut-Moment, wie auch die folgende Leseprobe erahnen lässt:

„Die Alte fand heute keine Ruhe an ihrem Lieblingsplatz vor der Höhle. Dreimal schon hatte sie diesen Ort verlassen und war schnurstracks an Mathildes Krankenbett geeilt. Was hatte diese doch bei ihrem letzten Treffen gesagt: „Dann ist meine Zeit also gekommen.“

Linde schauderte bei dem Gedanken, dass ihr Besuch bei Mathilde deren Krankheit vielleicht beschleunigt hatte. Das war ganz und gar nicht ihre Absicht gewesen. Doch sie hatte Mathilde die Wahrheit sagen müssen. Sie hatte ihr keinen Schmerz zufügen wollen und hatte es so sanft wie möglich getan. Und Mathilde wusste selbst, dass jeder Neubeginn andere, vielleicht größere Möglichkeiten barg, als das Bekannte. Seit Linde Mathilde zum ersten Mal begegnet war, hatte sie immer das Bedürfnis gehabt, das ungewöhnliche kleine Mädchen zu beschützen. Ein paar Jahre lag das schon zurück. Zumindest in ihrer Zeitrechnung. Für die Zeit der Menschen war es eine halbe Ewigkeit. Mehr als achtzig Jahre, hatte Mathilde gesagt. Die Sache mit dieser anderen Zeit, die so viel schneller verging, würde Linde nie verstehen.

Wieder huschte ein Lächeln über ihr faltiges Gesicht, wenn sie an ihre erste Begegnung mit Mathilde dachte. Sechs Jahre alt war das Mädchen damals gewesen. Ganz still hatte es am Rand dieser sonnenüberfluteten Lichtung unter dem Schutz großer Bäume gesessen und fasziniert beobachtet, wie ein paar Buschweiblein mitten auf der Lichtung einen Reigen getanzt hatten. Das Kind hatte gewartet, bis der Tanz vorbei war, dann hatte es in die Hände geklatscht und war ebenfalls auf die Lichtung getreten. Worauf die Buschweiblein verwirrt und aufgebracht Reißaus genommen hatten. Menschen gehörten nun einmal nicht in die Welt des verborgenen Volks. Und wenn sich doch einmal jemand einem Menschen zeigte, hatte er die Entscheidung für diese Begegnung getroffen.

Linde hatte an diesem Tag beschlossen, auf den Spuren des mutigen kleinen Mädchens zu bleiben, das eine Mischung aus Neugier, Sehnsucht und tiefer Ehrfurcht ausstrahlte. Welche Sechsjährige wagte sich schon an Orte, an die es kaum einen Menschen zog? Und Mathilde überraschte ihre heimliche Beobachterin immer mehr. So traute sich das Mädchen in dunkle Felsenhöhlen, in denen Hartgesottenere vor Angst davongelaufen wären. Mathilde hingegen fühlte sich dort geborgen. Ebenso in den Wäldern. Je einsamer ein Ort war, desto besser schien er Mathilde zu gefallen. Und dabei durchschritt sie immer wieder Tore in eine Welt, die für Menschen sonst nicht erreichbar war. Natürlich passte Linde gut auf Mathilde auf, damit dem Mädchen während seiner bisweilen riskanten Streifzüge kein Unglück geschah und es immer wieder in die Welt der Menschen zurückkehren konnte. Und dabei schloss Linde die Kleine immer mehr in ihr Herz. Linde mochte Menschen, die die Grenzen nicht hinnahmen, die die sogenannte Vernunft oder der menschliche Verstand ihnen vorgaben.

Was immer die Menschen darunter verstanden, Mathilde würde es von nun an nicht mehr überzeugen. Dieses Mädchen hatte immer gespürt, dass sich hinter dem Rauschen der Bäume, dem Plätschern des Wassers und dem Klang des Windes noch viel mehr verbarg. Dass diese Erde nämlich ein lebendiges Wesen war, dem sie lauschen und dem sie antworten konnte. Als Linde sich Mathilde endlich zu erkennen gab und ihr vorschlug, ihr alles über Seele und Wesen der verschiedenen Pflanzen beizubringen, hatten die Augen des Mädchens zu leuchten begonnen. Und dieses Leuchten war in all den Jahren – mochten es nun wenige oder ganz viele sein – nie erloschen. Auch wenn aus dem kleinen Mädchen inzwischen eine grauhaarige alte Frau geworden war.

Linde schickte sich an, ein weiteres Mal am heutigen Tag in die Welt der Menschen einzutauchen. Über Mathildes Kopf hatte sich einiges zusammengebraut. Und davon war nicht nur sie selbst betroffen, sondern auch ihre Enkelin Daria. Darum musste Linde bei ihr sein. Ihr Mädchen brauchte sie jetzt.“

Diese und alle folgenden Windsbraut-Geschichten sind in sich abgeschlossen und können unabhängig voneinander gelesen werden.

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Der Löwe ist los …

darkrose_2_oB— Eine große Liebe, ein altes Versprechen und eine Zeitreise in eine wechselvolle Epoche Schottlands —

Und wieder heißt es Abschied nehmen von lieb gewonnenen Figuren und den schottischen Highlands. Denn jetzt ist er fertig, der zweite und damit finale Teil der Roman-Reihe Der Löwe von Dark Rose. Eineinhalb Jahre lang haben mich Maya, Leonard, Elena, Heather und Ole begleitet. Besser gesagt, ich bin mit ihnen durch die Jahrhunderte und ihre wechselvolle Geschichte gereist. Und dabei haben sie mir so manche schlaflose Nacht bereitet. Nun dürfen sie in den Köpfen der Leserinnen und Leser zu neuem Leben erwachen.

Ein Gesicht bekommen haben sie durch die wunderschönen Cover, die Satz + Layout erneut gezaubert hat.darkrose_final

Die Zeit ist reif, dass sich die Dinge wieder zusammenfügen.

Der Löwe von Dark Rose – Im Angesicht der Vergangenheit (Band 1)

Als Maya am ersten Abend ihres lang ersehnten Schottland-Urlaubs im Hotelflur einem Mann begegnet, ahnt sie nicht, dass dieser ein Geheimnis birgt, das ihr von Vernunft und Logik geprägtes Weltbild schon bald erschüttern wird. Lediglich ihr Körper sendet Warnsignale und reagiert mit längst überwunden geglaubten Panikattacken, sobald der Fremde in Mayas Nähe auftaucht. Doch auch ihre Träume beschäftigen Maya zunehmend. Nacht für Nacht erlebt sie, wie eine junge Frau im Schottland des achtzehnten Jahrhunderts mutig für die Unabhängigkeit ihres Landes kämpft und sich zugleich gegen den Willen ihres Vaters behaupten muss, der seine Tochter mit einem politischen Gegner und Mann zweifelhaften Rufes verheiraten will. Mehr und mehr gerät Maya in den Bann der waghalsigen jungen Frau aus ihren Träumen, die so ganz anders ist als sie selbst. In der Schottin Heather findet Maya schließlich eine Zuhörerin, der sie sich anvertraut. Doch steht Heather wirklich auf ihrer Seite? Als Maya in einem Trödelladen einen alten Sporran – die traditionelle Kilt-Tasche – mit einem goldenen Löwen entdeckt, geschehen plötzlich Dinge, die sie vor ihre größte Herausforderung stellen.

Der Löwe von Dark Rose – Im Fluss der Zeit (Band 2)

„Sei offen für das, was dir begegnet“, hatte die Schottin Heather Maya mit auf den Weg gegeben. Und diese wagt den Schritt auf das Grab von Robert the Bruce, um in Leonards Zeit zu reisen. Sie liebt den Mann aus dem achtzehnten Jahrhundert und ist bereit, ihr bisheriges Leben für ihn aufzugeben. Doch statt in Leonards Zeit landet Maya zweihundert Jahre früher in einem konfessionell gespaltenen Schottland. Iain, ein fahrender Händler und Gelegenheitsdieb, rettet Maya aus einer brenzligen Situation und nimmt sie in seinem Pferdefuhrwerk mit nach Edinburgh. Dass er für sie eine Aufgabe von historischer Bedeutung plant, verschweigt er ihr zunächst. Bis sie in der Werkstatt des berühmten Goldschmieds John Mossman auf einen ihr vertrauten Halsschmuck stößt. Das Rubin-Collier, das Leonard ihr zwei Jahrhunderte später zur Hochzeit schenken wird. Doch erst einmal ist dieses Collier für eine andere bestimmt: Die zukünftige Königin von Schottland. Maya soll die Überbringerin dieses besonderen Geschenks sein. Keine leichte Aufgabe, denn ein Unbekannter tut alles, um die Übergabe des Schmuckes zu verhindern.

Nachts wird Maya erneut von ihren Träumen heimgesucht, die sich um die Ereignisse des Jahres 1745 in Schottland ranken. Das Land steht vor einer Zerreißprobe. Es geht um Machterhalt und die Wiederherstellung der Stuart-Thronfolge. Bonnie Prince Charlie hat die Clan-Oberhäupter aufgefordert, für seine Sache zu kämpfen. Doch Leonard muss sich einem ganz anderen Kampf stellen: Nach einer schweren Verletzung durch feindliche Truppen ringt er um sein Leben. Und dann taucht auch noch eine Frau aus seiner Vergangenheit auf …

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Manchmal klappt’s doch

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Als ich noch klein war, las uns meine Mutter abends oft etwas vor. Unter anderem aus einem Kinderbuch, das schon seit Generationen in der Familie weitervererbt wurde. Die Geschichte spielte zu Beginn des letzten Jahrhunderts und handelte von einem kleinen Mädchen, das seine eigenen Vorstellungen von der Welt hatte und den Anweisungen der Erwachsenen öfter mal zuwider handelte. Anders gesagt, es hatte viel mehr Mut als ich. Und es hatte eine Oma Dresden. Als ich dann lesen lernte und mit meinen Eltern zu meiner Oma Bamberg fuhr, vertrieb ich mir die fünf Stunden Fahrtzeit mit dem Entziffern der Wörter auf den Autobahnschildern. Auf einem stand „Dresden“. Sofort dachte ich an meine Kinderbuchheldin und deren Oma. Ich fragte meine Eltern, ob wir auch mal nach Dresden fahren könnten, und erfuhr so die Sache mit der Mauer. Sie beschäftigte mich nachhaltig. Von da an wünschte ich mir jedes Mal, wenn wir wieder an diesem Schild vorbeifuhren, dass wir doch einfach mal dort abbiegen würden. Und noch heute denke ich jedes Mal daran, wenn ich von meinen Eltern kommend von der A 7 an diesem Schild (oder seinem Nachfolger) den Blinker setze und abbiege. Heute wohne ich in der Nähe von Dresden.

Trotzdem sollte man beim Wünschen eine gewisse Vorsicht walten lassen: Als Studentin wünschte ich mir immer eines dieser großen Autos einer bestimmten Marke. Die hatten damals Kultstatus. Vorausgesetzt, sie waren uralt, ziemlich verbeult und in einer ungewöhnlichen Farbe lackiert. Rosa oder lila. Oder so. Natürlich hatte ich kein solches Auto. Und irgendwann vergaß ich meinen Wunsch auch wieder. Bis ich dann viele – nein, sehr viele – Jahre später mit genau solch einem Auto durch Leipzig fuhr. Mindestens zwanzig Jahre alt (das Auto), nur noch wenig Lack auf dem Blech, mit abgerissenen Zierleisten und (kein Scherz) einem Knoten in der Antenne. Als mir auffiel, dass sich nun mein Wunsch erfüllt hatte, musste ich erst einmal anhalten, weil ich einen Lachkrampf bekam. Das Auto gehörte übrigens meinem damaligen Freund und heutigen Mann, der sich einen Spaß daraus machte, die Schrottkarre auf dem Uniklinik-Parkplatz direkt neben den schicken Karossen seiner Kollegen zu parken.

Die dritte Geschichte, die mir passiert ist, hat selbst mich Verstandesmenschen (muss ja nicht nur mein eigener sein) ein wenig nachdenklich gemacht: Es gab einmal eine sehr nahe Freundin in meinem Leben. Wir hingen sprichwörtlich zusammen wie Pech und Schwefel und nichts schien uns trennen zu können. Wir sind auch viel zusammen gereist, mit ihr habe ich beispielsweise ‚mein‘ Schottland entdeckt. Doch dann geschah etwas, was manchmal im Leben passiert, ohne, dass man es wirklich versteht oder verhindert. Jedenfalls hatten wir anschließend viele, viele Jahre keinerlei Kontakt mehr zueinander. Natürlich gab es neue Freunde und neue Reisen und sie sind alle wichtig für mich und Teil meines Lebens geworden. Doch wie gern wollte ich wieder dieser einen Freundin nahe sein, mit ihr reden, lachen. Und reisen. Die meisten Geschichten verlaufen sicher anders. Doch manchmal hält das Leben tatsächlich eine zweite Chance bereit. Nächste Woche fliegen diese Freundin und ich zusammen in den Urlaub. Mehr als doppelt so alt wie beim letzten Mal und (hoffentlich) ein bisschen klüger.

Ich würde nicht darauf bauen, aber manchmal funktioniert die Sache mit dem Wünschen eben doch. Und dann braucht’s nur noch ordentlich Geduld 😉

Die andere Geschichte von Wigtown

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Noch einmal kehre ich zurück in Schottlands ‚National Book Town‘. Doch die Bücher sind es nicht allein, die mich Wigtown so nachdrücklich in Erinnerung behalten lassen. Mehr noch sind es die Schicksale von fünf Menschen, die dort gelebt haben, beziehungsweise, gestorben sind.

Am 11. Mai 1685 standen zwei Frauen – beide hießen Margaret – angekettet an Holzpfeiler im Fluss Bladnoch, der damals direkt hinter Wigtown verlief. Sie waren zum Tode durch Ertrinken verurteilt, eine besonders grausame Form des Mordens, die hier nur an Frauen verübt wurde. Zeitlich nah wurden drei Männer – William Johnston, John McIlroy und George Walker – am selben Ort aus demselben Grund gehängt. Alle fünf Verurteilten hatten einen Treue-Eid auf den ‚National Covenant‘ geleistet, am Presbyterianismus festzuhalten. Und darauf stand Ende des 17. Jahrhunderts in Schottland die Todesstrafe.

Bereits 1638 hatten sich Mitglieder der presbyterianischen Kirche in Schottland mit einem Treue-Eid ihrer Kirche verpflichtet. Sie wurden als sogenannte Covenanters bezeichnet und verfolgt. Die presbyterianische Kirche sieht an oberster geistlicher Stelle Jesus Christus. Mit ihrem Schwur stellten sich die Gläubigen gegen die Bemühungen des Königs, die Verbreitung der anglikanischen Kirche, deren Oberhaupt der Monarch selbst ist (während das religiöse und innerkirchliche Oberhaupt der Erzbischof von Canterbury ist), auch in Schottland voranzutreiben. Die ‚Bemühungen‘ der Krone gipfelten 1684 schließlich in den ‚Killing Times‘. Covenanters, die ihrem Treue-Eid nicht offiziell abschworen, wurden von nun an streng verfolgt und zum Tode verurteilt.

Margaret (18 Jahre) und Agnes Wilson (13 Jahre) sowie ihre Brüder hatten diesen Schwur geleistet – im Gegensatz zu ihren Eltern, einem wohlhabenden Farmer-Ehepaar, das zur offiziell von England bestimmten Kirche gewechselt war und deren Gottesdienst regelmäßig in der Paris Church von Wigtown besuchte. Die älteren Söhne der Wilsons flohen nach Irland, doch die Töchter Margaret und Agnes sowie ihr jüngerer Bruder Thomas hatten sich in die Berge zurückgezogen, lebten dort versteckt bei Sympathisanten und nahmen an heimlichen Gottesdiensten ihrer Glaubensbrüder und -schwestern teil. Vater Wilson musste für den ‚Ungehorsam‘ seiner Kinder bezahlen – im wahrsten Sinne.

Als im Februar 1685 König Charles II. starb, hofften die Verfolgten auf entspanntere Zeiten. Die Schwestern kehrten zurück aus den Bergen und fanden Unterschlupf bei der Witwe Margaret McLachlan (63 Jahre) in einem kleinen Ort nahe Wigtown. Als sie es eines Tages wagten, in ihren Heimatort zu kommen, wurden sie von einem Nachbarn verraten. Es kam zur Verhandlung, bei der Margaret und Agnes Wilson sowie Margaret McLachlan schuldig gesprochen wurden.

Die dreizehnjährige Agnes konnte freigekauft werden, doch für die beiden anderen Frauen gab es keine Gnade. Die ältere Margaret wurde im tieferen Wasser festgekettet, sodass die Jüngere den qualvollen Tod, bei dem der Vollstrecker den Kopf der Frau gewaltsam unter das Wasser gedrückt haben soll, mitansehen musste, bevor das steigende Wasser des Flusses auch sie erreichte. Der Anblick des Todeskampfes sollte bewirken, dass die Jüngere ihren Schwur doch noch widerriefe. Stattdessen soll sie gesagt haben, dass es Jesus sei, der dort kämpfe, und aus der Bibel zitiert haben, bevor auch sie starb.

Die Reaktionen auf diese furchtbaren Ereignisse waren unterschiedlich. Zeitgenossen sollen die Ermordungen der beiden Frauen abgestritten haben, indem sie behaupteten, man habe sie kurz vor der Vollstreckung frei gelassen. Doch die Morde wurden von den Henkern genau dokumentiert und diese Berichte sind erhalten. Darin steht, wie standhaft beide Frauen in den Tod gingen. Auch, dass einer der Vollstrecker Margaret McLachlan hämisch zugerufen habe, sie solle noch einen Schluck auf ihn trinken. Legende hingegen ist wohl, dass dieser Mann für den Rest seines Lebens an unstillbarem Durst litt und aus jeder Pfütze und jedem schmutzigen Wasserloch trinken musste. Der Constable, der buchhalterisch genau und emotionslos die Ermordung angeordnet und begleitet hatte, soll gesagt haben, dass sich die Frauen kurz vor dem Tod wie Krabben und versehen mit Schwimmhäuten um den Holzpfahl gewunden und dabei gebetet haben. Angeblich sollen alle drei Kinder dieses Mannes mit Schwimmhäuten zwischen den Fingern geboren worden sein.

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Ein Ort voller Bücher

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„Geboren wurde die Idee bereits vor 50 Jahren in Wales. Dann zogen andere Länder nach, Deutschland zum Beispiel. Und natürlich die Niederlande“, erläutert mir die humorvolle Frau in dem versteckt in einem Zaubergärtchen liegenden Buchladen in Wigtown. Es ist bereits der fünfte und einer ist skurriler und liebevoller gestaltet als der andere. Und noch längst habe ich nicht alle Buchläden hier besucht, denn Wigtown ist Schottlands ‚National Book Town‘.

20170520_124933„Zuerst gab es einen Wettbewerb“, erzählt die Frau lächelnd weiter. „Dabei konnte Wigtown überzeugen.“ Das war 1997 und der Ort vom Verfall bedroht. Industrie wie eine Destillerie und eine Molkerei gab es da schon längst nicht mehr in dem malerischen Städtchen am Wigtown Bay. Dass der heute knapp tausend Einwohner zählende Ort im Mittelalter sogar eine ‚Royal Burgh‘ und durch Pilgerreisende wohlhabend geworden war, schien in den Neunzigern des letzten Jahrhunderts endgültig der Vergangenheit anzugehören.

Heute sollte, wer in Wigtown lebt, Bücher lieben. Denn in jedem Restaurant, 20170520_124302Tea Room und sogar in Gärtnereien und Second-Hand-Läden gibt es neben dem normalen Angebot Bücher Bücher Bücher. Insgesamt sollen es mehr als 250.000 sein. In alten und neuen Regalen ziehen sie sich durch alle Ladenlokale, die zumeist aus vielen kleinen Räumen bestehen. Wahre Schätze kann man hier entdecken, die meisten davon sind längst nicht mehr im normalen Buchhandel zu bekommen. Denn die Bücher von Wigtown sind antiquarisch und schon durch so manche Hand gegangen.

Im ‚Beltie Books and Café‘ gibt es neben Büchern selbst gemachte Kuchen und kleinere Speisen. Im Sommer steht den Gästen neben dem hellen und liebevoll eingerichteten Café auch ein Garten zur Verfügung. „So stelle ich mir das Paradies vor“, sage ich einem der beiden Besitzer, was bei diesem ein Lächeln hervorruft. Er wird es nicht zum ersten Mal hören.

20170520_130817Dann gibt es ‚The Bookshop‘, Schottlands größten Second-Hand-Buchladen. Auf den ersten Blick sieht er gar nicht so aus, und ich bin eher von den wertvollen alten Leder- und Leinen-Einbänden beeindruckt, die auf einer Ladenseite in hohen Regalen locken. Doch dann entdecke ich einen kleinen Gang und folge ihm immer tiefer hinein in das Gebäude. Ein Raum folgt dem nächsten, beinahe gleicht es einem Labyrinth. Und überall Buchregale, sogar neben den Treppen. Außerdem erwartet mich in jedem Raum eine neue Überraschung. Mal baumelt ein furchterregendes Skelett von der Decke, mal wartet ein Hochbett mit Leselampe darauf, dass ich mit ein paar Schmökern unter dem Arm die schmale Leiter erklimme. Eine Nische weiter vermitteln alte, bequeme Ledersessel vor einem Kamin Urgemütlichkeit. Sie bleiben nicht lange leer. Hier könnte ich Tage verbringen.

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Doch weil ich langsam Hunger bekomme, wechsle ich den Buchladen und gehe ein paar Häuser weiter ins ‚Glaisnock Café‘. Wieder viele Räume mit Bücherregalen. Und in jeder Ecke stehen Sessel, Sofas oder Stühle mit kleinen und größeren Tischen, an denen man sitzen, lesen und essen kann. Köstlich die ‚Soup of the day‘. Und erst die Kuchen an der Theke, die ich vor lauter Büchern erst auf den zweiten Blick entdecke. Ich entscheide mich für einen Schokoladenkuchen mit weichem Kern und Ingwerstückchen. Dazu eine große Kanne Tee. Nun möchte ich wirklich nicht mehr gehen. Dummerweise entdecke ich im Regal gegenüber auch noch einen kleinen Band mit den witzig beschriebenen Erinnerungen einer englischen Lady im viktorianischen Zeitalter.

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Ich lese mich fest und will das Buch natürlich kaufen. Und so wandert es später in die Tasche zu den anderen, die ich heute bereits in Wigtown erstanden habe. Manches ist darunter zur Geschichte der Jakobitenaufstände, was ich noch nicht kenne. Irgendwann kommt mir das Gewicht meines Koffers in den Sinn – viel zu spät – und ich verlasse doch endlich das Buch-Café. Ich werde wiederkommen in diesen Ort. Vielleicht zu einem der jährlich stattfindenden Buch-Festivals.

Hier wohnten die Mc Cullochs

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Blick von den Zinnen von Cardoness Castle

… und zwar ab dem späten 15. Jahrhundert. Als Wehrburg und schottisches ‚Tower House‘ bot Cardoness Castle südwestlich von Gatehouse of Fleet in der Region Dumfries und Galloway viel Komfort. Der neueste architektonische Schrei fand hier auf sechs räumlich gut durchplanten Etagen seine Umsetzung, mit einer ehemals prächtigen Empfangshalle, zahlreichen kleinen und größeren Gemächern, zwei Gefängniszellen sowie viel Stauraum in verschieden tiefen Kellern für alles, was man zum Leben und zur Verteidigung so brauchte. Eine echte Residenz für den Laird der McCullochs of Myreton und seine Familie.

Diese wohnte hier bis zum Ende des 17. Jahrhunderts. Leider vertrugen sich die McCullochs aber nicht mit den Gordons, ihren Nachbarn. Und nachdem Sir Godfrey McCulloch ein Mitglied der Gordons gar ermordet hatte, floh er zunächst nach Frankreich, wurde aber später zurück in Schottland gestellt und hingerichtet. Danach gab der Clan der McCullochs Cardoness Castle auf. Die Burg wechselte anschließend mehrfach den Besitzer, neue Bewohner erhielt sie aber nicht mehr. Heute wird Cardoness Castle von ‚Historic Scotland‘ verwaltet.

Als ich den Ticket-Shop betrat, war die Angestellte gerade in einem ausgesprochen lebhaften Gespräch mit einem Ehepaar. Hinterher erzählte sie mir lachend, dass der Ehemann ein echter McCulloch sei, in den USA lebe und gerade zum ersten Mal die Burg seiner Vorfahren besucht habe. Gut, dass gerade kein Gordon in der Nähe war. 😉

Pragmatismus auf Schottisch

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… ist mir heute im Küstenort Whithorn in Gestalt einer Tankstelle begegnet, deren Kassenhaus – vermutlich aus Platznöten – direkt in den Eingang einer ‚ausgedienten‘ Kirche gebaut wurde. 20170521_15275120170521_153343Überhaupt werden Kirchen hier bisweilen zweckentfremdet. Manchmal laufen sogar Abwasserrohre mitten durch die Sitzreihen und verschwinden dann wieder im Boden. Zwar ist mir in den letzten sechs Tagen hier noch immer kein Schotte im Rock begegnet, doch ich habe die zauberhafte Region Dumfries und Galloway inzwischen fest in mein Herz geschlossen.

Ein Garten wie im Märchen

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Diesmal ist es die Region Dumfries und Galloway, in der meine Reise startet. Die Sonne strahlt bereits vom Himmel, als ich am 16. Mai in Glasgow lande. Gut zwei Stunden Fahrt liegen vor mir, es geht in den südwestlichsten Zipfel des Landes. Ein Teil der Fahrt führt an der malerischen Küste entlang. Die sanfte grüne Hügellandschaft um Stranraer erinnert mehr an England als an Schottland. Und auch die Männer im Kilt vermisse ich hier. Dafür lerne ich gleich am ersten Tag einen zauberhaften Garten kennen. Eigentlich sind es mehrere, wie auch der Name ‚Castle Kennedy Gardens‘ deutlich macht. Namensgeberin ist eine Schlossruine aus dem Jahr 1607, die sich gleich am Eingang zu diesen Traumgärten befindet. Sie soll bereits 1716 ausgebrannt sein und wurde nie wieder aufgebaut. Vollkommen intakt hingegen ist ‚Lochinch Castle‘ (Foto) aus dem Jahr 1864 am anderen Ende des riesigen Areals. Das Schloss ist in Privatbesitz und kann nicht besichtigt werden. Doch es gibt auch so unglaublich viel zu sehen in dieser unbeschreiblichen Gartenlandschaft mit liebevoll angelegtem ‚Walled Garden‘, ‚Heather Garden‘, Teichen, riesengroßen Azaleen- und Rhododendronbüschen, verschwiegenen Pfaden, Plätzen und Bänken, prächtigen Rasenflächen und Waldzonen mit vielen unterschiedlichen Baumarten. Wer will, kann diesen einmaligen Ort auf vier verschiedenen Wegen durchlaufen. Dafür sollte man Zeit mitbringen, mindestens einen halben Tag. Umgeben ist ‚Castle Kennedy Gardens‘ von einem weißen und einem schwarzen See. Ein echtes Paradies.