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Der Löwe ist los …

darkrose_2_oB— Eine große Liebe, ein altes Versprechen und eine Zeitreise in eine wechselvolle Epoche Schottlands —

Und wieder heißt es Abschied nehmen von lieb gewonnenen Figuren und den schottischen Highlands. Denn jetzt ist er fertig, der zweite und damit finale Teil der Roman-Reihe Der Löwe von Dark Rose. Eineinhalb Jahre lang haben mich Maya, Leonard, Elena, Heather und Ole begleitet. Besser gesagt, ich bin mit ihnen durch die Jahrhunderte und ihre wechselvolle Geschichte gereist. Und dabei haben sie mir so manche schlaflose Nacht bereitet. Nun dürfen sie in den Köpfen der Leserinnen und Leser zu neuem Leben erwachen.

Ein Gesicht bekommen haben sie durch die wunderschönen Cover, die Satz + Layout erneut gezaubert hat.darkrose_final

Die Zeit ist reif, dass sich die Dinge wieder zusammenfügen.

Der Löwe von Dark Rose – Im Angesicht der Vergangenheit (Band 1)

Als Maya am ersten Abend ihres lang ersehnten Schottland-Urlaubs im Hotelflur einem Mann begegnet, ahnt sie nicht, dass dieser ein Geheimnis birgt, das ihr von Vernunft und Logik geprägtes Weltbild schon bald erschüttern wird. Lediglich ihr Körper sendet Warnsignale und reagiert mit längst überwunden geglaubten Panikattacken, sobald der Fremde in Mayas Nähe auftaucht. Doch auch ihre Träume beschäftigen Maya zunehmend. Nacht für Nacht erlebt sie, wie eine junge Frau im Schottland des achtzehnten Jahrhunderts mutig für die Unabhängigkeit ihres Landes kämpft und sich zugleich gegen den Willen ihres Vaters behaupten muss, der seine Tochter mit einem politischen Gegner und Mann zweifelhaften Rufes verheiraten will. Mehr und mehr gerät Maya in den Bann der waghalsigen jungen Frau aus ihren Träumen, die so ganz anders ist als sie selbst. In der Schottin Heather findet Maya schließlich eine Zuhörerin, der sie sich anvertraut. Doch steht Heather wirklich auf ihrer Seite? Als Maya in einem Trödelladen einen alten Sporran – die traditionelle Kilt-Tasche – mit einem goldenen Löwen entdeckt, geschehen plötzlich Dinge, die sie vor ihre größte Herausforderung stellen.

Der Löwe von Dark Rose – Im Fluss der Zeit (Band 2)

„Sei offen für das, was dir begegnet“, hatte die Schottin Heather Maya mit auf den Weg gegeben. Und diese wagt den Schritt auf das Grab von Robert the Bruce, um in Leonards Zeit zu reisen. Sie liebt den Mann aus dem achtzehnten Jahrhundert und ist bereit, ihr bisheriges Leben für ihn aufzugeben. Doch statt in Leonards Zeit landet Maya zweihundert Jahre früher in einem konfessionell gespaltenen Schottland. Iain, ein fahrender Händler und Gelegenheitsdieb, rettet Maya aus einer brenzligen Situation und nimmt sie in seinem Pferdefuhrwerk mit nach Edinburgh. Dass er für sie eine Aufgabe von historischer Bedeutung plant, verschweigt er ihr zunächst. Bis sie in der Werkstatt des berühmten Goldschmieds John Mossman auf einen ihr vertrauten Halsschmuck stößt. Das Rubin-Collier, das Leonard ihr zwei Jahrhunderte später zur Hochzeit schenken wird. Doch erst einmal ist dieses Collier für eine andere bestimmt: Die zukünftige Königin von Schottland. Maya soll die Überbringerin dieses besonderen Geschenks sein. Keine leichte Aufgabe, denn ein Unbekannter tut alles, um die Übergabe des Schmuckes zu verhindern.

Nachts wird Maya erneut von ihren Träumen heimgesucht, die sich um die Ereignisse des Jahres 1745 in Schottland ranken. Das Land steht vor einer Zerreißprobe. Es geht um Machterhalt und die Wiederherstellung der Stuart-Thronfolge. Bonnie Prince Charlie hat die Clan-Oberhäupter aufgefordert, für seine Sache zu kämpfen. Doch Leonard muss sich einem ganz anderen Kampf stellen: Nach einer schweren Verletzung durch feindliche Truppen ringt er um sein Leben. Und dann taucht auch noch eine Frau aus seiner Vergangenheit auf …

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Ein Garten wie im Märchen

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Diesmal ist es die Region Dumfries und Galloway, in der meine Reise startet. Die Sonne strahlt bereits vom Himmel, als ich am 16. Mai in Glasgow lande. Gut zwei Stunden Fahrt liegen vor mir, es geht in den südwestlichsten Zipfel des Landes. Ein Teil der Fahrt führt an der malerischen Küste entlang. Die sanfte grüne Hügellandschaft um Stranraer erinnert mehr an England als an Schottland. Und auch die Männer im Kilt vermisse ich hier. Dafür lerne ich gleich am ersten Tag einen zauberhaften Garten kennen. Eigentlich sind es mehrere, wie auch der Name ‚Castle Kennedy Gardens‘ deutlich macht. Namensgeberin ist eine Schlossruine aus dem Jahr 1607, die sich gleich am Eingang zu diesen Traumgärten befindet. Sie soll bereits 1716 ausgebrannt sein und wurde nie wieder aufgebaut. Vollkommen intakt hingegen ist ‚Lochinch Castle‘ (Foto) aus dem Jahr 1864 am anderen Ende des riesigen Areals. Das Schloss ist in Privatbesitz und kann nicht besichtigt werden. Doch es gibt auch so unglaublich viel zu sehen in dieser unbeschreiblichen Gartenlandschaft mit liebevoll angelegtem ‚Walled Garden‘, ‚Heather Garden‘, Teichen, riesengroßen Azaleen- und Rhododendronbüschen, verschwiegenen Pfaden, Plätzen und Bänken, prächtigen Rasenflächen und Waldzonen mit vielen unterschiedlichen Baumarten. Wer will, kann diesen einmaligen Ort auf vier verschiedenen Wegen durchlaufen. Dafür sollte man Zeit mitbringen, mindestens einen halben Tag. Umgeben ist ‚Castle Kennedy Gardens‘ von einem weißen und einem schwarzen See. Ein echtes Paradies.

Ein schottisches Abenteuer

Monatelang hat er mich in Atem gehalten: Der Löwe von Dark Rose. Nun ist der Auftakt zum gleichnamigen Romanzweiteiler erschienen. Er spielt in Schottland und natürlich an den Orten, über die in den vorigen Beiträgen zu lesen ist. Zum Glück musste ich mich noch nicht endgültig von meinen Romanfiguren verabschieden, die mir in den letzten Monaten sehr ans Herz gewachsen sind. Im Mai geht’s für den zweiten Teil wieder auf Recherche-Tour nach Schottland. Auf der Suche nach magischen Orten und spannenden Begegnungen mit einem wunderschönen Land und seiner wechselvollen Geschichte.

darkrose_finalDer Löwe von Dark Rose
– Im Angesicht der Vergangenheit

– Eine große Liebe, ein altes Versprechen und eine Zeitreise in eine aufregende Epoche Schottlands –

Als Maya am ersten Abend ihres lang ersehnten Schottland-Urlaubs im Hotelflur einem Mann begegnet, ahnt sie nicht, dass dieser ein Geheimnis birgt, das ihr von Vernunft und Logik geprägtes Weltbild schon bald erschüttern wird. Lediglich ihr Körper sendet Warnsignale und reagiert mit längst überwunden geglaubten Panikattacken, sobald der Fremde in Mayas Nähe auftaucht. Doch auch ihre Träume beschäftigen Maya zunehmend. Nacht für Nacht erlebt sie, wie eine junge Frau im Schottland des achtzehnten Jahrhunderts mutig für die Unabhängigkeit ihres Landes kämpft und sich zugleich gegen den Willen ihres Vaters behaupten muss, der seine Tochter mit einem politischen Gegner und Mann zweifelhaften Rufes verheiraten will. Mehr und mehr gerät Maya in den Bann der waghalsigen jungen Frau aus ihren Träumen, die so ganz anders ist als sie selbst. In der Schottin Heather findet Maya schließlich eine Zuhörerin, der sie sich anvertraut. Doch steht Heather wirklich auf ihrer Seite? Als Maya in einem Trödelladen einen alten Sporran – die traditionelle Kilt-Tasche – mit einem goldenen Löwen entdeckt, geschehen plötzlich Dinge, die sie vor ihre größte Herausforderung stellen.

Der Löwe von Dark Rose – Im Angesicht der Vergangenheit ist bei Amazon erschienen.

Mitten ins Herz – Culloden

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Früh bin ich an diesem Morgen aufgestanden. Heute geht es an den Ort, den ich schon so lange besuchen will: Culloden Moor.

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Doch vorher fahre ich nach Inverness. Die Stadt wird auch als ‚hub‘ (Radnabe) der Highlands bezeichnet. Sie liegt traumhaft schön an der Mündung des Flusses Ness in den Moray Firth. Und wieder einmal bedaure ich, nicht Beifahrerin zu sein. In der Burg von Inverness, die es längst nicht mehr gibt, hat einst Macbeth regiert. Das war im 11. Jahrhundert.

20160714_132042 - KopieIch schlendere durch die Straßen der 50.000-Einwohner-Stadt, bleibe ab und zu bei Straßenmusikern stehen. Es herrscht eine angenehme Atmosphäre, dennoch empfinde ich Unruhe. Und als ich schließlich am Schloss, das heute statt Macbeth‘ Burg über Inverness thront, zur riesigen Flora MacDonald aufblicke, der Frau, die nach der verheerenden Schlacht im Moor den schönen Stuart-Prinzen in einer mehrmonatigen abenteuerlichen Flucht schließlich auf ein Schiff und damit außer Landes schmuggeln konnte, mache ich mich schleunigst auf den Weg zum eigentlichen Ziel meiner heutigen Reise. Dorthin, wo am 16. April 1746 das Hochland und die schottische Kultur aufgehört haben, das zu sein, was sie bis dahin waren.

Nach wenigen Meilen komme ich an und stelle sogleich fest, dass das Schlachtfeld von Culloden Moor touristisch gut erschlossen ist. Nachdem ich mein Auto auf dem riesigen Parkplatz abgestellt habe, führt mich der Weg zunächst durch einen großen, flachen Bau, der sich jedoch gekonnt und unaufdringlich in die Landschaft einfügt. Er ist Besucherzentrum und Dokumentationsstätte dieser letzten offenen Schlacht auf britischem Boden. Inklusive Shop und Tea Room. Als ich mein Ticket kaufe, macht mich die freundliche Mitarbeiterin auf einen Videoraum aufmerksam, der sich ein wenig versteckt befinden soll. Ich stelle mir einen Dokumentarfilm vor und beschließe, ihn auf jeden Fall anzuschauen.

Die Ausstellung ist informativ und gut gemacht. Dann komme ich an die Tür, hinter der besagter Videoraum sein soll. Die meisten Besucher gehen daran vorbei. Doch ich öffne die Tür und sehe mitten im Raum einen Mann stehen. Immer wieder blickt er von einer Wand zur nächsten. Sie dienen alle gleichzeitig als Projektionsfläche. Als kurz darauf die ersten Szenen beginnen, begreife ich, dass ich mich mitten in der Schlacht befinde. Es ist Mittag am 16. April. 5000 Jakobiten in Hochlandtracht mit Gewehren, Breitschwertern und Rundschilden stehen unter dem Befehl von Charles Edward Stuart 8000 Infanteristen und 850 Kavalleristen sowie 20 Kanonen der Artillerie gegenüber. Die englische Armee unter Oberbefehl von Wilhelm August, Herzog von Cumberland, setzt sich vor allem aus englischen Soldaten, Söldnern, Hannoveranern, aber auch regierungstreuen Schotten zusammen. Und ein bisschen kann ich beim Anblick der angreifenden Highlander nachvollziehen, dass dieser Kampfstil von ihren Gegnern als anarchisch empfunden wurde.

Nun starten die Highlander ihren gefürchteten Sturmangriff. Sie können trotz großer Verluste durch das englische Artilleriefeuer noch die erste Linie der Gegner durchbrechen, erleiden jedoch durch die Gewehrsalven der dahinter stehenden Reihen sowie im Nahkampf der zahlenmäßig weit überlegenen englischen Truppen so schwere Verluste, dass sie den Rückzug antreten müssen. Dann greift die Kavallerie an. Über 1200 Jakobiten fallen, 300 englische Soldaten finden den Tod. Verwundete Krieger auf schottischer Seite lässt der Herzog von Cumberland erschießen. Er geht als ‚The Butcher‘ – der Schlächter – in die Geschichte ein.

„It’s over“, sagt der Mann plötzlich, der mit mir im Raum steht. Erschrocken sehe ich ihn an. Ja, es ist vorbei. Die Schlacht hat damals keine halbe Stunde gedauert und das Schicksal des Hochlands und seiner Traditionen mit Clan-System und schottisch-gälischer Kultur besiegelt. Symbole des schottischen Selbstbewusstseins, wie das Tragen von Tartan und Kilt, stand von nun an unter harter Strafe.

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Schweigend und bedrückt verlassen wir gemeinsam den Videoraum. In der Ausstellung gibt es noch einen Tisch, auf dem der Verlauf der Schlacht elektronisch dargestellt ist. Und es gibt Waffen von damals, Gewehre, die man anfassen kann. Ich habe keine Lust, sie zu berühren. Stattdessen gehe ich nun endlich hinaus auf das riesige, ehemalige Schlachtfeld.

Der Himmel zeigt sich launisch. Düstere Wolkengebilde wechseln sich mit Sonne ab. Weit über eine Stunde laufe ich über das Feld, vorbei an den roten Fahnen, die den Standort des englischen Heeres markieren, hin zu den blauen, den Fahnen der Jakobiten. Dann zur Quelle der Toten und zum mehr als 10 Meter hohen Gedenkturm  für die Gefallenen und den einfachen Gedenksteinen der einzelnen Clans. So viele Leichen haben hier gelegen und ihr Blut hat den Boden durchtränkt. Erst spät wurden sie von Menschen der nahen Orte bestattet, wie ich lese.

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Wie konnte es zu diesem grauenhaften Ereignis kommen, bei dem sich zwei entfernte Cousins, der Herzog von Cumberland und der Stuart-Prinz, beide erst um die 25 Jahre alt, gegenüberstanden? Schottland und England waren seit 1707 eine Union. Großbritannien. In London regierte George II. aus dem Hause Hannover, während auf dem Festland die Stuarts nach der Vertreibung des katholischen Königs James II. im Jahr 1688 darauf sannen, mit dessen Enkel, Charles Edward Stuart, den Thron von Schottland und England zurückzuerobern. Nachdem der Stuart-Prinz ein paar tausend Anhänger – vorwiegend aus dem Hochland – überzeugt hatte, mit ihm den Aufstand zu wagen, siegte er im September 1745 in der Schlacht bei Prestonpans in der Nähe von Edinburgh zunächst über die englischen Truppen. Am 8. November desselben Jahres überschritt er mit seiner inzwischen 5000 Mann zählenden Truppe sogar die englische Grenze. Sie gelangten bis Derby, 200 Kilometer vor London. Dort wurde jedoch der Rückzug auf Drängen des schottischen Oberbefehlshabers Lord George Murray und gegen den Willen des Prinzen beschlossen. Denn die Jakobiten waren durch zwei englische Armeen unter dem Kommando des Herzogs von Cumberland sowie unter General George Wade bedrängt worden. Zudem waren die Hochländer geschwächt, da sie keinen Sold erhielten und die versprochene Truppenverstärkung aus Frankreich ausblieb.

Dennoch siegten die Schotten im Januar noch einmal bei Falkirk. Doch die Truppe wurde kleiner, weil viele von Bonnie Prince Charlies Anhängern desertierten. Die Versorgung war schlecht und weitere Unterstützung noch immer nicht in Sicht. Schließlich kam es zur folgenschweren Entscheidung des schottischen Oberbefehlshabers, nach einem stundenlangen Nachtmarsch die englischen Truppen in ihrem Lager anzugreifen. Doch das englische Lager wurde erst zu spät aufgespürt und Oberbefehlshaber Murray forderte für die erschöpften Männer einen Rückzug. Bonnie Prince Charlie entschied jedoch, den Gegnern sofort in Culloden Moor zu begegnen.

Sommerfrische royale

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Kein strahlend blauer Himmel heute, aber trocken. Das ist gut. Ich mache mich auf den Weg zum Feriensitz, pardon, zur Sommerresidenz der königlichen Familie in Balmoral. Das Schloss liegt am Fluss Dee unterhalb des Berges Lochnagar in den Grampian Mountains. Hier ist die Queen privat, denn offizielle Residenz in Schottland ist der Palace of Holyrood House in Edinburgh. 20160718_151449Zwei Stunden dauert die Fahrt, bis ich schließlich den Besucherparkplatz von Balmoral erreiche. Weil die Queen gerade nicht anwesend ist, dürfen Fremde auf das riesige Anwesen. Obwohl es eine Warteschlange an der Kasse gab, verlaufen sich die vielen Besucher schnell auf dem Gelände. Die 20160718_151525Gartenanlagen, in denen auch Gemüse für den Bedarf im Schloss angebaut wird, haben mich schon bei meinem ersten Besuch vor vier Jahren fasziniert. Mindestens eine Stunde sitze ich an einen dicken Baumstamm gelehnt auf dem warmen Rasen und genieße die Ruhe und Heiterkeit dieses Ortes. Dann mache ich noch einen Rundgang durch den Ballsaal, den einzigen Raum im Schloss, den Besucher betreten dürfen, bevor ich mich zu einer Pause im nahe gelegenen Tea Room entschließe. Warum ich mir dann jedoch die Strass-Replik eines (dezenten) königlichen Brillant-Colliers kaufe, wird mir wohl ein Rätsel bleiben. Zumindest sieht die Kette hübsch aus und wird mich an diesen entspannten Nachmittag erinnern …

Die Geister der Vergangenheit

Es bleibt noch Zeit für einen weiteren Stopp. Nur wenige Meilen von Balmoral entfernt liegt nämlich das Örtchen Braemar. Hier hat Robert Louis Stevenson 1881 wichtige Passagen seines Abenteuerromans Die Schatzinsel geschrieben. Außerdem finden hier an jedem ersten Samstag im September die vielleicht bekanntesten Highland Games statt, das Braemar Gathering. Auch die Queen ist dabei. Und20160716_143722 - Kopie mit ihr 15 – 20.000 Besucher, die jedes Jahr erwartet werden. Ich kann mir kaum vorstellen, wie der kleine Ort so viele Menschen bewältigt. Mindesten zwei Jahre vorher muss man sich anmelden, um ein Hotelzimmer oder eine andere Unterkunft zu ergattern. Das erfahre ich von der Ehefrau eines Sporran-Machers (traditionelle Geldbörse, die über dem Kilt getragen wird). Das Ehepaar betreibt im Zentrum des Ortes ein kleines Geschäft. Weil die Werkstatt des Mannes im hinteren Teil des Ladens liegt, schaue ich ihm eine Weile bei der Arbeit zu und versuche ein Gespräch zu beginnen. Doch ich bekomme keine Antwort auf meine Fragen. Nicht einmal ein Kopfnicken. Vielleicht hätte ich zuvor seiner Frau nicht erzählen sollen, dass ich bei einem Trödelhändler in Melrose einen wunderbaren alten Leder-Sporran erstanden habe, den ich als Handtasche tragen werde. Anders als der Sporran-Macher hat der Antik-Händler in Melrose schallend gelacht, als ich die geplante Nutzung erwähnte.

20160716_122916 - KopieVor den Toren des Ortes liegt Braemar Castle. Sternförmig zieht sich eine Ringmauer um das Schloss, was militärische Vorteile bei Artilleriebeschuss bringen sollte, wie der Museumsführer erläutert. Eine dreiköpfige Familie aus Irland und ich hören seinem unterhaltsamen Vortrag aufmerksam zu. Das Schloss wird vom Ort Braemar – beziehungsweise dem dortigen Förderverein – unterhalten. Sämtliche Kosten werden über Eintritt, Veranstaltungen und ganz viel privates Engagement gestemmt. Auch bei unserem Schlossführer spürt man die Liebe zu diesem Bauwerk und seiner Geschichte.

Das 1628 errichtete Braemar Castle war Jagdschloss der schottischen Könige, diente aber auch zur Verteidigung gegen den Clan der Farquharsons, der sich schon früh der englischen Regierung angeschlossen hatte. John Farquharson, der als Black Colonel in die Geschichte des Schlosses einging, brannte Braemar 1689 schließlich nieder, nachdem er es zuvor erobert hatte. Das Schloss sollte bis 1748 eine Ruine bleiben.

Die Jakobitenaufstände spielten ebenfalls für das Schicksal von Braemar Castle eine wichtige Rolle. Denn der Nachfahre des Erbauers, der 23. Earl of Mar, war Anhänger Bonnie Prince Charlies und führte die Aufstände 1715 an. Das blieb nach der Niederlage von Culloden 1746 nicht ohne Folgen, denn die Krone beschlagnahmte Braemar Castle und übergab es dem Farquharson-Clan für treue Unterstützung. Jedoch pachtete die Krone das Schloss, um es Mitte des 18. Jahrhunderts wieder aufzubauen und als Garnison zu nutzen. Ab 1831 bekam der Clan Farquharson das Schloss zurück und baute es zu einem Wohnhaus um. Auch Queen Victoria soll hier residiert haben, bevor sie schließlich Balmoral für sich entdeckte. Heute befindet sich Braemer Castle zwar noch immer im Besitz des Farquharson-Clans, wurde jedoch 2006 an die Gemeinde übergeben, die sich nun um den Erhalt kümmert.

Ich mag dieses ungewöhnliche Schloss mit den kleinen Erkertürmen und der sich links drehenden Wendeltreppe über fünf Stockwerke. Und es hat alles, was man von einem ordentlichen Schloss erwartet: Prächtig verzierte Stuckdecken, einen Drawing Room, Speise-, Morgen-, Laird’s- und Rosen-Raum. Passend ausgestattete Gästezimmer für die Dame und den Herrn, gewaltige Pfostenbetten und rosafarbene Bäder. Natürlich fehlt auch die Küche nicht und leider gibt es auch das Kellerverlies. Und drei Gespenster. Mindestens. So soll der Geist einer jungen Frau Frischvermählte heimsuchen, die ihre Hochzeitsnacht im Schloss verbringen. Während ihrer eigenen Flitterwochen auf Schloss Braemar erwachte sie eines Morgens und glaubte, ihr Mann habe sie verlassen. Daraufhin nahm sie sich das Leben. Dann gibt es noch den Geist eines Dudelsackspielers sowie des Black Colonels, der öfter im Schloss gesehen wird und dessen Pfeifenrauch zu riechen sein soll.

Mir wird kalt bei all diesen Geschichten und so bin ich froh, dass die Führung außerhalb des Schlosses weitergeht. Unser humorvoller Schlossführer hantiert plötzlich mit einem Baumstamm, den er dann gekonnt in die Luft wirft. Der Baumstamm dreht sich um 180 Grad, landet auf der ‚Spitze‘ und fällt schließlich der Länge nach auf den Boden. Dabei bildet er eine Längslinie zum Werfer, was den Mann offensichtlich freut. Auch wenn der Baumstamm deutlich kürzer und dünner ist als üblich, haben wir gerade eine Darbietung des caber toss bekommen, einer der traditionellen Disziplinen der Highland Games. Leider lässt unser engagierter Schlossführer es dabei nicht bewenden, und der Ire und ich müssen ebenfalls zum caber toss antreten. Und tatsächlich bin ich ein bisschen stolz, als der Baumstamm halbwegs gerade auf dem Boden aufkommt, nachdem er sich zuvor tatsächlich einmal in der Luft gedreht hat. Und warm ist mir auch wieder.

Von keltischen Barden und schottischen Familienbanden

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Ist erst einmal die morgendliche Dreiviertelstunde Fahrt von meinem Hotel bis zur Hauptstraße geschafft, werden die Straßen in Richtung Grampian Mountains auch schon breiter. Dafür sind sie hier auch stärker genutzt. Sowohl von Autofahrern als von Schafen. Und natürlich von Zweiradfahrern, die sich den Hochlandwind um die Nase wehen lassen. Würde mir auch gefallen.

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Dem Erfinder von Ossian auf der  Spur

Mein heutiger Weg führt mich noch einmal nach Newtonmore in den Grampian Mountains. Außer dem Highland Folk Museum gibt es dort nämlich ein zweites Museum, auf das ich gespannt bin. Das Clan Macpherson Museum. Vor einigen Tagen habe ich gelesen, dass der schottische Schriftsteller und Politiker James Macpherson (1736 – 1796)  ganz in der Nähe, nämlich in Ruthven, gelebt haben soll. Auf Ruthven bin ich durch die eindrucksvolle Ruine gleichen Namens gestoßen. Auf James Macpherson und die Fragments of Ancient Poetry (1760) hingegen wurde ich bereits vor vielen Jahren beim Thema englische (beziehungsweise schottische) Romantik aufmerksam.20160715_145937 - Kopie

Schon während seines Studiums in Aberdeen und Edinburgh schrieb der junge Macpherson Gedichte. Große Bekanntheit erlangte er jedoch erst durch die angebliche Entdeckung der Werke des keltischen Barden Ossian. Dieser erzählt in seinen Gedichten von den Heldentaten und dem Untergang seines Volkes, dessen letzter Überlebender er ist. Ein blinder Weiser, der bisweilen auch als nordischer Homer bezeichnet wird.

Die Ossianischen Gesänge erschienen während der Frühphase der Romantik. Es war eine Zeit der Hinwendung zum Norden und einer verklärten und verklärenden Sicht auf dessen Geschichte. Bisweilen wurde diese nachträglich ‚passend‘ gemacht oder einfach neu erfunden. Wie im Fall Ossian. Oder besser gesagt, im Fall des James Macpherson. Denn er war der eigentliche Urheber der angeblich im Hochland zusammengetragenen Schriften. Der ersten folgten sogar weitere Veröffentlichungen vermeintlich uralter Verskunst: Fingal, an Ancient Epic Poem in Six Books (1761), Temora (1763) sowie The Works of Ossian (1765). Und die Werke wurden auch noch in andere Sprachen übersetzt. Ein Teil der europäischen Welt jubelte. Musste man jetzt nicht mehr ausschließlich aus den kulturellen Quellen der Antike schöpfen, sondern konnte endlich auch auf ‚eigene‘ Wurzeln zurückgreifen. Damit war Ossian aus der englischen Romantik nicht mehr wegzudenken und frühe Zweifler an der Echtheit der Werke fanden kein Gehör.

Erst Jahre später wurden die Ossianischen Gesänge öffentlich als Fälschungen entlarvt. James Macpherson indessen wurde Mitglied des britischen Parlaments und blieb es bis zu seinem Tode.

Ossian ist doch keine Erfindung

… dachte ich, als ich das Clan Macpherson Museum in Newtonmore betrete und herzlich von einem langgelockten Mann im Kilt begrüßt werde. Und während ich mich frage, ob er vielleicht ein Nachfahre des legendären Barden Ossian sei, überrascht er mich gleich noch einmal. Diesmal mit der Frage, ob ich eine Macpherson sei. Nachdem ich lachend verneint habe, erzählt er mir, dass hierher Macphersons aus der ganzen Welt kämen, um ihre schottischen Wurzeln aufzuspüren. Das gefällt mir und fast bedaure ich, keine Macpherson zu sein.

Als ich ihn nach James, dem Ossian-Erfinder, frage, lacht er diesmal und deutet auf den hinteren Teil der Ausstellung. Dort sei Ossian und seinem Verfasser sogar ein ganzes Kapitel gewidmet. Ich werde neugierig. Bevor ich mich jedoch auf den Weg durch die Ausstellung mache, nehme ich das Angebot des Mannes im Kilt an und schaue mir zuerst ein zehnminütiges Video über den Macpherson-Clan an. Und wieder denke ich, dass es vielleicht schön wäre, selbst zu einem solchen Clan zu gehören.

Ich bleibe lange in der Ausstellung. Sie erzählt die Geschichte des Clans von frühestem Beginn an. Genauer beginne ich zu lesen, als ich bei den Jakobiten-Aufständen ankomme. Das Hochland war damals zerrissen zwischen der Regierungs-Gefolgschaft und der Unterstützung des Stuart-Prinzen. Die Entscheidung für die eine oder die andere Seite war komplizierter als es manche Beschreibungen glauben machen wollen. Und es war längst kein Konflikt England gegen die Highland-Clans. Oft stand ein Clan nicht geschlossen für die eine oder andere Sache. Sogar Eheleute kämpften bisweilen auf verschiedenen politischen Seiten. Doch das ist ein anderes Kapitel. Langsam folge ich der weiteren Ausstellung und stehe bald vor heraldischen Zeugnissen, Wappen und den typischen Attributen des Highland Dresses, bis mich schließlich ein sehr ernstes Kapitel zum Ersten und Zweiten Weltkrieg  wieder zum längeren Verweilen bringt.

Die wenigen anderen Besucher haben mich längst überholt. Nicht, dass ich die Texte Wort für Wort lese. Es sind zu viele, um sich deren Inhalte zu merken. Aber ich betrachte eingehend die Exponate, Zeugnisse einer langen Familientradition und eines starken Gefühls der Verbundenheit. Der letzte Ausstellungsteil ist Clan-Mitgliedern gewidmet, die öffentliche Positionen inne hatten oder haben. Viele Politiker sind dabei, aber auch bedeutende Wissenschaftler und Künstler. Und dann entdecke ich noch das Model Elle Macpherson. Na klar, sie heißt ja auch so.

Bevor ich das Museum verlasse, komme ich noch einmal mit dem netten Mann ins Gespräch. Natürlich ist auch er ein Macpherson. Dieses Museum ist klein, aber es ist mit Herzblut gestaltet. Bei meinem nächsten Besuch in den Grampian Mountains komme ich wieder hierhin. Und wer weiß, vielleicht behaupte ich dann einfach, eine Macpherson zu sein. Das passende Clan-Abzeichen und eine DVD mit der ausführlichen Geschichte der Macphersons kaufe ich mir jedenfalls im kleinen Museumshop. Und als ich endlich gehen will, fällt mein Blick noch auf eine CD. Darauf ist ein keltischer Steinkreis zu sehen. Trees and Stones heißt sie. Die Lieder besingen – den Titeln nach zu schließen – die alten Zeiten und die Natur. Als ich die Rückseite betrachte, fällt mir fast die Kinnlade herunter. Interpret und Komponist ist der Museumsmann.

Ich hatte also Recht. Er ist wirklich ein Nachfahre des keltischen Barden Ossian …

Wo Rauch ist …

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… gibt’s natürlich auch Feuer. Und an diesem etwas kühleren Tag in den Grampian Mountains der schottischen Highlands kommt mir das gerade recht, um ein paar Minuten zu verweilen und mich umzuschauen. Sobald sich meine Augen an die Dunkelheit gewöhnt haben. Dieses Haus hat nämlich keine Fenster, sondern – abgesehen vom Eingang – nur mit Erde verfüllte Wände aus Trockensteinmauern. Ich befinde mich in einem Blackhouse der Siedlung Baile Gean aus dem 18. Jahrhundert. Und dieses Haus wurde zusammen mit sechs weiteren Blackhouses aus der ursprünglichen Siedlung Badenoch aus einem Tal des Flusses Spey hier im Highland Folk Museum in Newtonmore rekonstruiert.

Das Freilichtmuseum geht auf die Edinburgherin Isabel Frances Grant zurück, die bereits 1935 begann, Einrichtungen aus alten schottischen Häusern zu sammeln, um diese für die Nachwelt zu erhalten. Mit dem Highland Folk Museum ist inzwischen ein eindrucksvolles Areal entstanden, das Wohn- und Arbeitsbedingungen in den Highlands von der frühen Neuzeit bis in die Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg präsentiert. Manche Gebäude sind sogar Originale, die hierhin transportiert und wieder aufgebaut wurden.

Es gibt einen Bauernhof aus dem 19. Jahrhundert, ein Dorf aus den Dreißigern des letzten Jahrhunderts mit Kirche, Handwerkerhäusern von Schneider, Uhrmacher und Schreiner, einer Post und kleinem Laden. Und einer Schule. Da sich gerade ein heftiger Regenschauer ankündigt, suche ich hier Unterschlupf. Und komme vom Regen in die Traufe. Zumindest bildlich betrachtet. Ich gerate nämlich mitten in eine Schulstunde, bekomme gleich an der Tür ein Blatt mit Schreibfeder ausgehändigt und werde gebeten, nein, aufgefordert, auf einer der alten Schulbänke Platz zu nehmen und einen Test mitzuschreiben. Leider sind die Tintenfässchen vorn im Pult tatsächlich gefüllt und es gibt keine Ausrede. Während ich fleißig vor mich hinschreibe, erklärt ‚unser Lehrer‘ uns den Schulalltag in den Dreißigern. Als er uns den Lederriemen und dessen häufigen Einsatz bis weit in die Achtzigerjahre des letzten Jahrhunderts einprägsam beschreibt, kratze ich direkt ein bisschen schneller mit der Feder über das Blatt. Nach einer Dreiviertelstunde verlasse ich den Klassenraum um einiges klüger, was den harten und langen Tag eines Highland-Schülers der 1930er Jahre betrifft. Für meinen Test bekomme ich übrigens – entsprechend des britischen Schulsystems – eine 9 bis 10. Ich überlege ernsthaft, mir das Blatt einzurahmen.

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Doch zurück ins Blackhouse: In der Mitte des Raums brennt das traditionelle Torffeuer, darüber ist im Reetdach ein Loch zum Abzug des Rauches. Der frisst sich trotzdem sekundenschnell in meine Nase, Haare und Kleidung. Dabei ist das hier noch die angenehme Variante. Auf der Isle of Harris hatten die Blackhouses keinen Abzug über der permanent brennenden Feuerstelle. Und wenn die Luft im gesamten Haus vom Rauch gesättigt war, bahnte dieser sich seinen Weg durch das geschlossene Reetdach. Aus dem Dach dieses Blackhouses steigen ebenfalls Qualmwolken auf und vermitteln von Weitem erst einmal den Eindruck, das ganze Haus gehe gleich in Flammen auf.

Ich werfe einen letzten Blick auf die karge Einrichtung aus Bett, Stühlen und Kochstelle, gehe noch einmal zu dem Teil des Raums, in dem das Vieh untergebracht war, und verlasse das Blackhouse. Vor der Tür stehen fünf Frauen in fröhlicher Runde. Zwei von ihnen tragen zeitgenössische Kleidung aus dem 17. Jahrhundert, die anderen drei sind Besucherinnen. Ich geselle mich zu ihnen und erfahre, dass die Touristinnen aus England, Irland und den USA kommen. Die Unterhaltung dauert an und wir lachen viel. Wahrscheinlich haben auch die anderen drei Besucherinnen zuvor die Schulbank gedrückt und ihre Ausgelassenheit ist einfach Ausdruck der Erleichterung, dem strengen Lehrer wieder entkommen zu sein.

Da guckte die Queen

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Auf der M 90 geht es nun nach Norden. Vorbei an Perth und weiter nach Pitlochry. Kurz dahinter beginnen schon die Grampian Mountains. Doch ich mache erst einmal Halt in dem malerischen Ort.

Ceud mile fàilte

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‚100.000 Willkommen‘ heißt der gälische Gruß am Ortseingang von Pitlochry. Die knapp 3000 Einwohner zählende Stadt am Fluss Tummel lädt zu einem kleinen Bummel durch die reich mit Blumen geschmückten Straßen ein. Entstanden sein soll sie, 20160713_172503 - Kopienachdem ein britischer General 1725 eine Straße an dieser Stelle bauen ließ. Ziel war, nach den Jakobiten-Aufständen 1715 die bisher 20160713_171847 - Kopieschwierig erreichbaren ländlichen Regionen in den Highlands zugänglich zu machen. Mehr als hundert Jahre später lenkte Queen Victoria (1819-1901) mit ihrem Besuch das Interesse der Öffentlichkeit auf Pitlochry. Dieses ist heute vor allem für seine 311 Meter lange Lachsleiter bekannt.

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Beliebt bei Königinnen

Nur wenige Meilen entfernt gibt es noch einen Ort, dem der Besuch Queen Victorias Berühmtheit gebracht hat. Der sogenannte Queen’s View. Auf dem Weg zu meinem Hotel biege ich hinter Pitlochry nach Westen ab. Die Straße ist sehr eng und ausgesprochen kurvenreich. Zudem ist sie so schmal, dass nur ein Auto darauf zu passen scheint. Schon nach kurzer Zeit werde ich eines Besseren belehrt. Als ich schließlich an einem Schild vorbeifahre, das auf den Queen’s View aufmerksam macht, wundere ich mich nicht länger über den regen Verkehr und entscheide mich ebenfalls spontan für einen Zwischenstopp. Dafür werde ich mit einem herrlichen Blick  auf Loch Tummel und die bewaldeten Hügel ringsum belohnt. Ganz im Hintergrund ragen sogar die schroffen Bergen des Glen Coe auf.

Die Bilder von Queen Victoria in und um das neue Besucherzentrum vermitteln den Eindruck, der Name der Plattform mit dem wunderbaren Ausblick rühre von dieser Queen her. Doch der Queen’s View trug seinen Namen schon vor Queen Victorias Besuch und soll sich auf die Ehefrau des Schottenkönigs Robert the Bruce (1274-1329) beziehen. Diese war – nur zeitversetzt um ein paar Jahrhunderte – ebenfalls hier.

Noch ein Traumblick für süße Träume

20160713_111148 - KopieNach einer Dreiviertelstunde kurvenreicher Fahrt durch die schottische Einsamkeit erreiche ich schließlich Kinloch Rannoch, meine nächste Station für eine ganze Woche. Es ist ein hübscher, sehr kleiner Ort umgeben von Bergen. Mein Hotel liegt direkt am See Rannoch. Und der Parkplatz, auf 20160712_181947 - Kopiedem sogar ein Wagen mit der Emily als Kühlerfigur steht (mutig, angesichts der engen Straße), lässt darauf schließen, dass es hier gar nicht so einsam ist. In der Lobby empfängt mich ein harmonisches Miteinander unterschiedlichster Karos: Auf dem Boden, den Kissen, Sofas, Sesseln und Stühlen. Nach einer fröhlichen und ausführlichen Begrüßung durch die freundliche Mitarbeiterin an der Rezeption mache ich mich auf den Weg zu meinem Zimmer. Und kann – dort angekommen – mein Glück kaum fassen angesichts dieses Ausblicks auf den See. Sogar ein Stück des Bergs Schiehallion ist im ‚Bild‘. Der weite Weg hat sich gelohnt!

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Jetzt geht’s in die Highlands

sunshine on fife

Copyright: Fotolia – Louise McGilviray

Doch vorher geht es erst einmal über den Firth of Forth, die Mündung des Flusses Forth, mit der berühmten Forth Bridge. Die zweigleisige Eisenbahnbrücke wurde 1890 eröffnet und ist als Brücke mit der ehemals weltweit größten Spannweite längst zu einem Wahrzeichen Schottlands geworden.

Ich überquere den Firth of Forth natürlich über die Forth Road Bridge, eine vierspurige und sehr eindrucksvolle Hängebrücke, die 1964 für den Autoverkehr freigegeben wurde. Und während ich über die breite Flussmündung fahre, die ein Drittel des Landes vom größeren Teil Schottlands mit den berühmten Highlands trennt, fühle ich mich auch brückentechnisch zwischen der Vergangenheit und der Zukunft schwebend. Denn links von der Forth Road Bridge entsteht gerade die Queensferry Crossing, eine Schrägseilbrücke, die schon bald für den Verkehr geöffnet werden soll. Doch im Moment ist Queensferry Crossing noch keine zusammenhängende Brücke. Die drei riesigen Pfeiler stehen als ausladende, gigantische Elemente unverbunden hintereinander. Ein sehr eindrucksvoller Anblick. Schade, dass ich nicht mitten auf ‚meiner‘ Brücke anhalten und eine Weile nur betrachten kann. Könnte nicht ein klitzekleiner Stau ein bisschen Aufschub an diesem schönen Ort des Übergangs bringen? Natürlich nicht, panta rei …

The new Forth Bridge: Queensferry, Edinburgh, Scotland

Copyright: Fotolia – douglasmack

 

 

‚Lost‘ im Labyrinth: Die Tücken von Traquair House

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Jeden Tag zwei Attraktionen. Mindestens. So lautet meine Vorgabe für diese Schottland-Reise. Bisher konnte ich sie problemlos umsetzen. Darum war ich auch heute Morgen zuversichtlich, an diesem Tag das märchenhafte Moffat Water Valley wiederzusehen und  auf dem Weg dorthin noch Traquair House kennenzulernen.

Denn dies ist das älteste kontinuierlich bewohnte Herrenhaus Schottlands. Und das seit tausend Jahren, wie mir das Video im kühlen Kellergewölbe des eindrucksvollen Landsitzes erzählt. Weil das ursprünglich deutlich kleinere Haus immer wieder verändert und erweitert wurde, stammt ein Großteil des jetzigen Baus aus dem 17. Jahrhundert. Mag sein, dass die ständige Anwesenheit der Familie der Grund ist, dass sich über all die Jahrhunderte kein einziger Geist in dem Gemäuer eingefunden hat. Was schon sehr ungewöhnlich ist für ein schottisches Schloss. Und ziemlich enttäuschend für die Besucher, die in froher Erwartung auf eine schöne Schauergeschichte herbeiströmen. Um diesen Makel wett zu machen, hat die heutige Besitzerin ein kleines Gruselkabinett in einem der Kellerräume eingerichtet. Der Raum ist mit allerlei Spuk-Utensilien bestückt und wird von einer lebensgroßen, in einem Schaukelstuhl sitzenden Frauenfigur dominiert. Da die Dame dem Betrachter den Rücken zuwendet, hat das etwas von Bate’s Motel aus dem Hitchcock-Thriller Psycho.

Eine Etage höher erfahre ich jedoch, dass das Haus nicht ganz so ‚geistlos‘ ist, wie zuvor behauptet. So soll ein Mitarbeiter an einem nebeligen Morgen im Schlossgarten eine Frau gesichtet haben, die über die Wege wandelte. Der Mann erkannte in ihr eine frühere Angestellte. Bis hierhin nichts Ungewöhnliches, abgesehen von der Tatsache, dass die Frau zu diesem Zeitpunkt schon verstorben war. Nicht überliefert ist, ob der Beobachter gerade aus der hausinternen Brauerei kam, wo er vielleicht zu reichlich vom Selbstgebrauten gekostet hatte. Doch das ist nur meine persönliche Vermutung.

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Traquair House diente seit dem 12. Jahrhundert als Jagdschloss der schottischen Könige. Auch Maria Stuart (1542-1587) und ihr Sohn waren hier zu Gast. Zeugnis davon legt unter anderem Handschriftliches der später zum Tode verurteilten schottischen Königin ab, das unter Glas zu besichtigen ist. Es ist noch immer gut zu entziffern.

Und es gibt eine weitere Historie. Im Jahr 1745 wurden die Eisentore am Haupttor zum Schloss hinter Charles Edward Stuart, Bonnie Prince Charlie, mit dem Schwur geschlossen, sie erst dann wieder zu öffnen, wenn ein Stuart den Thron besteigt. Der Schwur wird bis heute peinlichst gehalten, weshalb die Einfahrt nicht länger Einfahrt ist, sondern zur riesigen Rasenfläche umgestaltet wurde und ein neues Eingangstor an der Seite angelegt werden musste. Denn das ehemalige Haupttor ist tatsächlich seit 271 Jahren geschlossen geblieben.

20160710_135740 - KopieNach einem anregenden Gespräch mit einem Angestellten, der mir eine Handvoll Tipps für meine weitere Reise gibt (ich hoffe, es war nicht der Mann, der den Geist gesehen hat), kann ich es kaum erwarten, die wundervollen Gartenanlagen um Traquair House kennenzulernen. Jeder Gartenliebhaber kommt hier auf seine Kosten. Wie magisch angezogen fühle ich mich zuerst jedoch vom Labyrinth auf der Rückseite des Schlosses. Von oben sieht es auch gar nicht groß aus, sodass mir ein kleiner Abstecher durch die mindestens zwei Meter hohen Hecken ein schöner Auftakt für die Gartenbesichtigung zu sein scheint. Doch der Aufenthalt in diesem Labyrinth gestaltet sich deutlich länger und bewegungsreicher als geplant. Während ich die nicht enden wollenden Heckengassen entlanghaste und vor immer neue grüne Wände stoße, kommt mir ein Gedanke. Könnte es nicht sein, dass Traquair House über kein ordentliches Schlossgespenst verfügt, weil sich mögliche Anwärter in diesem Labyrinth verirrt haben?  Ich bin sehr froh, als ich schließlich doch noch hier herausfinde. Über den Fools Exit. Egal, Hauptsache wieder draußen!

20160710_143541 - KopieFür den übrigen Garten bleibt dann leider nicht mehr ganz so viel Zeit. Und auch die Essenspause im wunderschönen Cottage auf dem Schlossgelände ist weniger beschaulich als geplant. Dafür schaffe ich es im Moffat Water Valley noch bis zum Grey Mare’s Tail mit seinen für 20160710_164245 - Kopiedie Lowlands doch ziemlich beeindruckenden Hügeln.

Und auf dem Rückweg reicht es sogar für einen Abstecher nach Selkirk, wo Sir Walter Scott einst als Sheriff und später als Richter tätig war. In der dortigen Waverley-Mill (wie sollte sie sonst heißen) der Firma Lochcarron kann ich dem charmanten Tea Room mitten im Verkaufsraum und dem Tweed nicht widerstehen. Und dieses Mal meine ich bestimmt nicht den Fluss.

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