Eindrücke aus einer alten Stadt
Poetische Reisebilder aus Prag
von Christian Bolick-Zander
Les Trottoirs du Ulica Parizska
In der Milde des Abends –
im Café ‚Chez Madeleine‘
wandeln schmalbeinig Beauties
gleich französischen Feen.
Und im Schein der Laternen
– kristallin-bleicher Teint –
weht ein Hauch großer Welten,
bebt ein Touch Saint Germain.
Dabei lächeln sie lieblich
und eintönig perdue
bei Gerede von Wellness,
von Wein und Menue.
So sind sie die Ladies
der Grand Societé
auf den Prager Boulevards
bei Boullion und Sorbet.
Karls-Brücke
Auf der steinernen Brücke
fremdes Volk bunt gemengt
auf historischen Wegen,
österlich dicht gedrängt;
lauschend friedlich vertieft
dem Geraune des Stroms
und darüber im Anblick
der Burg und des Doms,
die in ewiger Eintracht,
hoch dort droben erstellt,
wachen streng über Bürger
und die stadtliche Welt.
Und Smetanas Moldau
– geruhsam von fern –
umströmt mächtig im Bogen
deren heiligen Kern.
An manch sonnigen Tagen
in der Abende Schein
blinkt von massigen Bauten
manch leuchtender Schrein.
Nationale Paläste
– goldkronig bedacht –
werfen Strahlen des Lichts
auf den Zauber der Nacht.
Von der Brücke herab
schallt verhalten adrett
zu dem Traum dieses Abends
Jazzkeller-Sextett;
spielt für liebende Pärchen
auf und unter der Brück‘,
spielt für Alte und Junge
die Romanze vom Glück.
Und wiederum Dohlen
zum Abschied des Tags,
der Vogel der Tugend –
ein Symbolvogel Prags;
ein Symbol auch der Treue,
für Segen und Heil,
nehmend singend am Abend
konzertant sie gern teil.
Historie
Gevierteilt von Straßen,
zwischen Buchsbaum und Flor
ragen Männergestalten
gleich Skulpturen empor
mit gewundenen Körpern,
starr aus Kupfer und Blei –
Zeugen, mahnend von Folter;
Verrat – Jalta/Versailles;
von historischem Grauen,
von Verschwörung und Feind
und von heiligen Kämpfen,
die sie wieder vereint –
nach Jahrzehnten des Bangens
von Gesetz und Partei,
doch befreit nun vom Knebel
der Tyrannei.
Zum Abschied
Über sechs, sieben Tage
in lindgrünem Licht
zeigtest Du – edles Prag –
mir dein schönstes Gesicht.
Wohl beherbergt von Gassen,
von Sträßchen geführt,
fand ich, dauerhaft-ehern
ornamentisch gekürt,
– auf den Spuren der Meister
urältester Zeit –
Kathedralen und Klöster
in stilvollem Kleid.
So gefügt und gestaltet
zu konzertiertem Gebau,
zeigte Prag sich vergoldet,
stellte sich mir zur Schau.
Ganz Prag also ein Tempel,
geweiht der Kultur
und die Seele der Künste
– allerfeinster Gravur –
Im Zauber von Klängen
ein Hauch Sinfonie,
ein Traum von Gesängen
und von Elegie.
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